Die Entstehungsgeschichte von DB0SBG oder wie baue ich ein 23cm Relais

 

An einem OV-Abend im Jahre 1990 kam von mir die Idee auf, daß doch auch der OV-Schwäbisch Gmünd ein Amateurfunk-Relais errichten und betreiben könnte. Dies war sozusagen der "Urknall" unseres heutigen 23cm Relais. Doch bis dahin war es noch ein langer mühsamer Weg.

Ich stellte sehr schnell fest, daß es alleine unmöglich ist, ein Relais zu bauen. Als weiteren technischen Mitstreiter konnte ich Herbert DL9SBO gewinnen. Als Jürgen DL4SDT uns die notwendigen Formulare in dreifacher Ausfertigung vom Relaisreferat des DARC besorgte, waren schon die ersten Probleme da. Auf welchem Band sollte das Relais funktionieren ?

Zu dieser Zeit waren auf dem 2m-Band schon keine Kanäle mehr zu bekommen. Da auf 70cm, dem nächst höheren Band, bereits das heutige Oberkochener Relais DB0AA funkte, war klar, daß auch 70cm nicht in Frage kommt . Die Amateurfunkrelais haben auf jedem Frequenzband einen entfernungsmäßigen Mindestabstand untereinander, damit die Relaisdichte und die Wiederholung des gleichen Kanals nicht zu hoch wird. Dadurch werden gegenseitige Störungen im normalen Betrieb -außer bei Überreichweiten- weitgehend vermieden. Zur Auswahl standen noch ein Lineartransponder im Crossbandbetrieb  Eingabe 70cm / 23cm Ausgabe oder umgekehrt oder eben ein 23cm FM Relais. Damals war auf 23cm noch nicht so viel los wie heute. Ein paar MHz ATV-Betrieb und ganz wenige Packet-Radio-Linkstrecken, welche noch im Versuchsstadium waren, sonst nix ! Also fiel die Entscheidung am 06.04.1990 im OV-Abend zugunsten eines 23cm FM-Relais.

Gut zwei Jahre passierte außer ein paar Nachfragen in Sachen Relais nicht viel. Bis am 27.05.1992 die Relaisurkunde für DB0SBG im Briefkasten lag. Die Freude und Überrraschung war groß, da kaum noch jemand so ernsthaft noch an das Relais gegelaubt hatte. Die Sache hatte auch einen Haken. Innerhalb eines Jahres mußte das Relais in Betrieb sein, da sonst die Genehmigung wieder verfällt.

Mit dem zuerst angedachten Standort der Peter und Paul  Kirche war auch nicht mehr so recht etwas anzufangen, da inzwischen der Pfarrer wechselte und der Kirchengemeinderat auf einmal etwas gegen Technik auf dem Kirchturm hatte. Ein neuer Standort mußte her. Nur wo? Hans DL4SBQ bemühte sich um einen Standort beim Naturfreundehaus auf dem Himmelreich. Doch DB0SBG sollte ein Stadtrelais sein. Wie waren die Ausbreitungsbedingungen auf 23 cm? Uns fehlten die technischen Gerätschaften um eine richtige Funkausleuchtung machen zu können. Parallel hierzu bemühte sich Jürgen DL4SDT zusammen mit Hans DL4SBQ um einen exponierten Standort in der Stadt. Da zur damaligen Zeit die Amerikaner gerade die Kasernen in der Stadt Schwäbisch Gmünd räumten, hatten wir Glück. Die Stadt stellte uns einen kleinen Raum mit Stromanschluß unter dem Dach im Gebäude 439 der ehemaligen Hardtkaserne zur Verfügung. Von diesem Standort kann man fast in jeden Winkel der Stadt sehen. Doch wie war es mit der Technik ? Ein 23 cm Relais gibt es nun mal nicht von der Stange zu kaufen.

Wegen der begrenzten technischen und finanziellen Mittel und in anbetracht der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit - ein Jahr kann ganz schön kurz sein ! - einigten wir uns auf einen teilweisen Selbstbau der Komponenten. Als Empfänger bekam der OV von Jürgen DL4SDT ein neues Yaesu FT912 gespendet, für den Sender ( ebenfalls ein neues Yaesu FT912 ) wurde  die OV-Kasse geplündert. Der Blitzschutz wurde von der Firma HOFI gespendet. Der Transformator, Antenne und die Relaisweiche wurden gekauft. Das Antennenkabel und die Relaissteuerung nach DF2VO spendete Herbert  DL9SBO zusammen mit Martin DG3SBI. Nachdem die Komponenten einzeln von Herbert und Martin getestet wurden, begann der große Zusammenbau der Komponenten zum Relais. Unzählige Stunden kostbarer Freizeit verbrachten die beiden Spezialisten an diversen Meßplätzen und im Bastelkeller, um die gegenseitigen Beeinflussungen der Gerätschaften zu minimieren und das optimale in Bezug auf Empfindlichkeit und Leistung herauszukitzeln. Rudi DL2SDU besorgte einen nagelneuen Schaltschrank , wo die Komponenten auf einer herausnehmbaren Stahlplatte montiert ihr neues Zuhause haben.

In Durlangen montierte Martin DG3SBI das Relais probeweise und machte von dort die ersten Reichweitenversuche mit seinem Mobilgerät. Dabei erwies sich die eingebaute Bakenfunktion des Relais recht nützlich. Mittels DTMF-Tonkombination  "2 6" sendet das Relais ca. 150 Sekunden lang das Rufzeichen und den QTH-Locator. Dadurch kann auch von Zuhause aus eine Antenne opmtimal montiert und eingepegelt werden.

 

Im Frühjahr 1993 war es endlich so weit. Montag 29.03.1993 war der große Tag x gekommen. Morgens um 7:30 Uhr trifft sich das Montageteam bestehend aus Wolfgang, Konni, Hans, Rudi, Jürgen, Herbert und Martin zur Endmontage im Gebäude Nr. 439 auf dem Hardt.

Nachdem der Schaltkasten an der Wand hängt, wird die Stromversorgung zum Schaltkasten hin verlegt. Während ein Teil des Montageteams den Masten an der Innenwand befestigt, begibt sich der Montagetrupp der Antenne auf das Dach. Nun kommt das Schwierigste. Der Dachdurchbruch und die Montage der Antenne auf dem Dach. Nachdem die Antenne samt Mast und eingeführtem Kabel auf dem Dach montiert ist, wird alles schön sorgfältig abgedichtet und der Blitzschutz angeschlossen.

Spät nachmittags, als alle Montagearbeiten beendet wurden, kommt der spannende Moment des ersten QSOs. Franz DJ5HA wartet von Zuhause schon ganz ungeduldig um das erste QSO über unser neues Relais fahren zu können. Ja das Auftasten klappt ! Die Kontroll-LED leuchtet und Franz kommt rauschfrei über das Relais.

Sichtlich erfreut über den großen gemeinsamen Erfolg werden die Werkzeuge zusammengeräumt und der Abschluß gebührend im Hotel Rosengarten in Oberbettringen gefeiert.

 

Nochmals vielen Dank an die zahlreichen Helfer ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre.

 

Hier nochmals die technischen Daten von DB0SBG (am alten Standort) :

 

Eingabe:                       1270,350 MHz

Ausgabe:                      1298,350 MHz

 

Antenne:                      Rundstrahler

Antennenhöhe:            440 m ü. N.N.

Standort:                      Schwäbisch Gmünd - Oberbettringen  (Städtischer Bauhof)

 

 

Auftastung mit Rufton 1750 Hz ; Bakenfunktion mit DTMF-Tönen "2 6"

 

Die Relaisfunktion hat Vorrang vor der Bakenfunktion.

 

 

 

Martin Haida DG3SBI